Startschuss für innovatives Filmprojekt

03.02.2025

LEADER, NRW-Stiftung und Sparkassen-Stiftung fördern die Aufbereitung der Sennedörfer-Geschichte

Förderbescheidübergabe LEADER-Projekt "Unvergessen"

Bei der feierlichen Übergabe der Förderbescheide für das Projekt „Unvergessen – Eine Zeitreise in die aufgelösten Sennedörfer“: (v.l.n.r.) Kathrin Hunstig-Bockholt (Regionalmanagerin Lokale Aktionsgruppe Senne³ e. V.), Konstantin Plümer, (Dezernat 33, Bezirksregierung Detmold), Andreas Trotz (Vorstandsmitglied Sparkasse Paderborn-Detmold-Höxter, Stiftung der Sparkasse Paderborn-Detmold für den Kreis Paderborn und Stiftung der Sparkasse Paderborn-Detmold für Lippe-Detmold), Carsten Tegethoff (Ortsheimatpfleger Hövelhof), Dr. Ute Röder (Vorstandsmitglied NRW Stiftung), Ulrich Lange (Vorsitzender LAG Senne³ e.V. und Bürgermeister Stadt Bad Lippspringe), Prof. Dr. Joachim Faulde (Regionalbotschafter der NRW-Stiftung für den Kreis Paderborn), Marianne Thomann-Stahl (stellvertretende Vorsitzende der NRW-Stiftung), Marcus Püster (stellvertretender Vorsitzender LAG Senne³ e.V. und Bürgermeister Gemeinde Schlangen), Dr. Cornelia Wiemeyer-Faulde (Regionalbotschafterin der NRW-Stiftung für den Kreis Paderborn) und Michael Berens (stellvertretender Vorsitzender LAG Senne³ e.V. und Bürgermeister Gemeinde Hövelhof)

Der Verein Lokale Aktionsgruppe Senne³ e. V., der aus den Kommunen Bad Lippspringe, Hövelhof und Schlangen besteht, hat jetzt die offiziellen Förderbescheide für sein Dokumentationsprojekt zur Geschichte der aufgelösten Sennedörfer erhalten. Mit der Bewilligung der Mittel durch LEADER, NRW-Stiftung und Sparkassen-Stiftung kann das Vorhaben in die Umsetzungsphase starten.

Woran erinnert das Projekt eigentlich genau? Die Historie der Sennedörfer ist eine Geschichte von Heimat und Verlust. Wo heute militärische Übungsflächen liegen, gab es einst lebendige Dorfgemeinschaften. Die Menschen lebten von der Landwirtschaft, pflegten Traditionen und waren eng mit ihrer Heimat verbunden – bis sie ihre Häuser und Höfe verlassen mussten. Warum es dazu kam und welche Spuren diese Vergangenheit hinterlassen hat, rückt das Projekt in den Mittelpunkt.

Die Sennelandschaft eignete sich aufgrund ihrer besonderen geografischen Beschaffenheit ideal für militärische Übungen. Offene Flächen, Heidelandschaften, Sandböden, Wälder und Bachläufe boten perfekte Bedingungen für Manöver. Bereits 1892 entstand der Truppenübungsplatz in der Region zunächst auf kleinerer Fläche, wobei die Ansiedlung „Taubenteich“ sowie einzelne Höfe weichen mussten. Doch mit der zunehmenden militärischen Bedeutung wuchs der Flächenbedarf stetig.

Carsten Tegethoff, Ortsheimatpfleger der Gemeinde Hövelhof, erklärt: „Zuerst traf es nur einzelne Häuser und Hofstellen, aber ab 1933 nahm die militärische Nutzung immer weiter zu und weitere Siedlungen mussten weichen. Etwa 2.500 Menschen verloren ihre Heimat. Nach Taubenteich folgte Haustenbeck und schließlich Hövelsenne. Für die Betroffenen war das ein harter Schicksalsschlag. Sie wussten, dass sie nie wieder in ihre Heimat zurückkehren würden, das stelle ich mir unendlich schwer vor.“

Um die Erinnerung an diese Geschichte lebendig zu halten, entsteht ein hybrides Projekt. Ein hochwertig produzierter Dokumentarfilm mit einer Laufzeit von 45 bis 60 Minuten wird Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und historische Hintergründe beleuchten. Ergänzend dazu entwickelt die Projektgruppe eine interaktive App, die unter Nutzung von Augmented Reality die ehemaligen Dörfer digital nachbildet. Mithilfe einer VR-Brille sollen Interessierte die Möglichkeit bekommen, Filmausschnitte und Rekonstruktionen der Sennedörfer virtuell zu erleben. Die Brillen sollen unter anderem Schulen und Heimatvereinen zur kostenfreien Ausleihe zur Verfügung stehen. Für die Umsetzung arbeitet die Gruppe mit der Paderborner Agentur RLS Jakobsmeyer zusammen.

Die Projektkosten belaufen sich auf rund 270.000 Euro. Einen Großteil der Finanzierung übernimmt das EU-Förderprogramm LEADER mit 190.000 Euro. Weitere 70.000 Euro stellt die NRW-Stiftung zur Verfügung. Ergänzend unterstützen die Stiftung der Sparkassen Paderborn-Detmold sowie Lippe-Detmold das Vorhaben mit 10.000 Euro. Die offizielle Übergabe der Förderbescheide markiert den Startschuss für die Umsetzung.

Dr. Ute Röder, Vorstandsmitglied der NRW-Stiftung hebt hervor: „Die NRW-Stiftung engagiert sich für die Menschen und ihre Heimat. Daher kommen wir gern dem Bedürfnis der Bürgerinnen und Bürger nach, die verlorene Heimat in der Senne wieder sichtbar zu machen“, so Dr. Röder. „Der ganzheitliche Ansatz hat uns überzeugt: Viele Aktive aus den Heimatvereinen, aber auch aus dem Naturschutz, sind beteiligt.“ Andreas Trotz, Vorstandsmitglied der Sparkassen-Stiftungen ergänzt: „Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Bewahrung der Vergangenheit. Es ermöglicht für jede Generation den richtigen Zugang zur Geschichte und schafft eine Brücke zwischen Jung und Alt. Dies ist ein wertvoller Beitrag für die Gemeinschaft, wir unterstützen das Vorhaben daher sehr gerne.“

Um die Inhalte wissenschaftlich fundiert aufzubereiten, richtet die Projektgruppe im ersten Schritt einen Arbeitskreis „Heimat“ ein. Ortsheimatpfleger, Heimatvereine, ehemalige Bewohner und weitere Interessierte tragen hier ihr Wissen zusammen und sichten historische Quellen. Parallel dazu starten die Recherchen und Gespräche mit Zeitzeugen. Der Drehbeginn des Films sowie die technische Entwicklung der App sind für den Sommer 2025 geplant. Die Fertigstellung und Premiere des Films ist für Ende 2026 angesetzt.