Eine bewegende Zeitreise durch die Geschichte der aufgelösten Sennedörfer

04.09.2024

Lokale Aktionsgruppe Senne³ sucht Zeitzeugen und Unterstützung für Dokumentationsfilm und App

Leader-Projekt Sennefilm

Haben der Hövelsenner Stube im Heimatzentrum Senne einen Besuch abgestattet und freuen sich auf eine erfolgreiche Projektumsetzung: v. l. Bürgermeister Ulrich Lange, die Regionalmanagerinnen Kathrin Hunstig-Bockholt u. Helena Kottowski, Bürgermeister Michael Berens und Bürgermeister Marcus Püster. (Foto: LAG Senne³ e.V.)

Die drei Kommunen Bad Lippspringe, Hövelhof und Schlangen, vereint in der LEADER-Region Senne³, arbeiten gemeinsam mit dem Verein Lokale Aktionsgruppe Senne³ e. V. an einem bedeutenden Projekt zur Bewahrung der Geschichte der aufgelösten Sennedörfer. Die Projektgruppe plant die Produktion eines Dokumentationsfilms und die Entwicklung einer interaktiven App, um die Erinnerungen an die ehemaligen Dörfer Taubenteich, Hövelsenne und Haustenbeck lebendig zu halten. Ziel ist es, diese geschichtsträchtigen Orte für alle Generationen erlebbar zu machen und ein Bewusstsein für das kulturelle Erbe der Region zu schaffen. Für die Umsetzung suchen die Initiatoren Zeitzeugen, die ihre persönlichen Geschichten teilen möchten, sowie engagierte Unterstützer, die sich aktiv in das Projekt einbringen wollen.

Seit etwa eineinhalb Jahren fördert die Lokale Aktionsgruppe Senne³ innovative Projektideen zur Entwicklung des ländlichen Raumes in der Region. Bisher konnte das zuständige Auswahlgremium (LAG) 18 Anträge auf den Weg bringen. Jetzt haben der Vorstand des Vereins, bestehend aus den drei Bürgermeistern, und das Regionalmanagement beschlossen, ein eigenes Leuchtturmprojekt zu initiieren. „Mit dem geplanten Projekt möchten wir an die besondere Vergangenheit der Region erinnern und für diese sensibilisieren. Alle drei Kommunen haben Anteile ihres Gemeindegebietes auf dem gleichnamigen Truppenübungsplatz Senne, durch dessen Entstehung die Ortschaften Taubenteich, Hövelsenne und Haustenbeck aufgelöst wurden. Dieses historische Erbe möchten wir in einem hybriden Projekt, bestehend aus einem Dokumentationsfilm und einer interaktiven App bewahren und aufrechterhalten“, erklärt der Vorsitzende des Vereins, Bad Lippspringes Bürgermeister Ulrich Lange.

Der Truppenübungsplatz wurde 1892 durch die Preußische Armee in Betrieb genommen und stetig erweitert. Hierzu mussten die bestehenden Dörfer auf dem militärischen Gebiet weichen. Bereits mit der Gründung des Truppenübungsplatzes Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Bad Lippspringer Ansiedlung Taubenteich aufgelöst. Der Ortsteil Haustenbeck der Gemeinde Schlangen wurde von 1938-1939 umgesiedelt. Direkt im Anschluss folgte ab 1939 die Ortschaft Hövelsenne der Gemeinde Hövelhof. Aufgrund des zweiten Weltkrieges zog sich die Umsiedlung der Höfe bis in das Jahr 1974 hin. 

Das Leben und die Erinnerungen der ehemaligen Bewohner wiedererwecken und bewusst machen – das ist das Ziel des geplanten Projektes. „Die Erinnerungen an Hövelsenne und die anderen aufgelösten Dörfer sind ein wertvoller Teil unseres kulturellen Erbes. Dieses Projekt gibt den Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, eine Stimme und lässt uns ihre Geschichten neu erleben. Damit fördern wir ein tieferes Verständnis für unsere Geschichte und stärken unser Zusammengehörigkeitsgefühl als Gemeinschaft“, betont Hövelhofs Bürgermeister Michael Berens. Herzstück des Projektes soll ein Dokumentationsfilm mit dem Titel „Unvergessen - Eine Zeitreise in die aufgelösten Sennedörfer“ bilden. Der Film soll die bewegende Geschichte der Dörfer dokumentieren und durch Zeitzeugen-Interviews ergänzt werden, um persönliche Schicksale und Erfahrungen zu vermitteln. Auch alte Familienchroniken sowie historisches Bild- und Kartenmaterial sind wichtige Bestandteile. „Darüber hinaus stehen wir bereits mit Heimatvereinen und Ortsheimatpflegern im Kontakt, die uns bei der Recherchearbeit unterstützen und sich im zukünftig geplanten Arbeitskreis Heimat engagieren möchten“, erläutern die beiden Regionalmanagerinnen Kathrin Hunstig-Bockholt und Helena Kottowski. 

Ergänzt werden soll der Film durch eine interaktive App und spezielle Anwendungen für 3D-Brillen, die die Möglichkeit bieten, die aufgelösten Dörfer virtuell zu erleben. Diese moderne Technik soll insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene ansprechen und ihnen helfen, sich mit der Geschichte der Region zu verbinden. Auch die Schulen in den Kommunen sollen von diesem Angebot profitieren. „Wir nehmen das ganz deutlich wahr bei Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Haustenbecker Treffen, dass viele Menschen auch nach 85 Jahren noch Heimweh nach Haustenbeck haben. Diese Sehnsucht und emotionale Verbundenheit mit der alten Heimat darzustellen, ist uns ein Bedürfnis. Mit dem Projekt Film & App sprechen wir gewusst die jüngere Generation an, die wir so für ihr historisches Erbe sensibilisieren und begeistern möchten“, erläutert Schlangens Bürgermeister Marcus Püster die Bedeutung des LEADER-Projektes für alle Generationen.

Die Gesamtkosten des Projektes liegen bei 272.000 Euro, von denen 70 Prozent über den LEADER-Fördertopf finanziert werden sollen. Für den verbleibenden Eigenanteil von rund 81.000 Euro möchten die Verantwortlichen Stiftungsgelder akquirieren. Entscheidend für eine positive Zusage der Stiftungen ist die Unterstützung und das Interesse an dem Projekt vor Ort in der Region. „Wir suchen deshalb Personen, die sich entweder in dem Arbeitskreis Heimat engagieren möchten oder dem Projekt ihre allgemeine Zustimmung zur Umsetzung aussprechen“, so die beiden Regionalmanagerinnen. Wer sich angesprochen fühlt, wird gebeten, eine unverbindliche Interessensbekundung („Letter Of Intent“) zu unterschreiben. Die Vorlagen dafür gibt es unter www.sennehoch3.de/senne/kontakt/downloads oder direkt in der Geschäftsstelle des Vereins unter Tel. 05252 / 26-225 oder -226. Gerne werden auch E-Mail-Anfragen unter nfsnnhch3d angenommen. Auch interessierte Zeitzeugen, die ihre persönlichen Erinnerungen einbringen möchten, werden gebeten, sich bei dem Verein zu melden.

Die Initiatoren hoffen Anfang 2025 mit der konkreten Projektumsetzung beginnen zu können. Geplant ist eine Projektlaufzeit von zwei Jahren. Nach Projektende wird der Film niederschwellig für alle Generationen kostenlos auf YouTube zur Verfügung gestellt. „Um uns angemessen bei allen Mitwirkenden zu bedanken und vor allem die viele ehrenamtliche Arbeit wertzuschätzen, bemühen wir uns vorab für alle Beteiligten eine einmalige Filmpremiere im Kino zu ermöglichen“, freut sich der Vorstand zusammen mit dem Regionalmanagement auf eine erfolgreiche Projektumsetzung.