Formaplan möchte Gleisanschluss reaktivieren

Hövelhofs größter Arbeitgeber würde gern einen Teil der 350 Lkw-Fahrten pro Woche auf die Schiene setzen. Die Ikea-Kooperation wird verstärkt.

03-Unternehmensbesuch-Formaplan

Die Sache mit dem Klick: Über die Innovation in der Verbindungstechnik bei Formaplan freuen sich (v. l.) Bürgermeister Michael Berens, Geschäftsführer Werner Schirmer, Unternehmer Rolf Henrichsmeyer und Wirtschaftsförderer Thomas Westhof.

Beeindruckende Zahlen hat Rolf Henrichsmeyer, Formaplan-Firmenchef, beim dritten Unternehmensbesuch des Bürgermeisters an der Gehastraße zu vermelden. Seit 2012 hat sich der Umsatz von Hövelhofs größtem Arbeitgeber von 57 Millionen Euro auf mehr als 100 Millionen Euro nahezu verdoppelt. Tendenz: Weiter steigend, so Henrichsmeyer. Die Mitarbeiterzahl ist im gleichen Zeitraum von 380 auf rund 500 angestiegen. Grund für die positive Entwicklung sei die strategische Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit dem schwedischen Möbelgiganten Ikea.

Sie begann bereits 1993. Knapp 30 Jahre später, im Jahr 2012, bekam Formaplan von Ikea den Auftrag, für das Schubladensystem „Komplement“ im Schranksystem „Pax“ eine Fertigungslinie aufzubauen. Inzwischen liefert das Hövelhofer Unternehmen jährlich rund zehn Millionen sauber verpackte Schubladen in die Ikea-Welt. Die Schubkastenführungen stammen übrigens aus der direkten Nachbarschaft, von Reme. Von den drei Lieferanten weltweit ist Formaplan der größte. Rund 85 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen mit den Schweden.

Formaplan ist der einzige Hersteller von Schubkästen, der eine neuartige Verbindungstechnik, bei der ein „Klick“ zweier Teile das bisherige Holzdübelsystem ersetzt, auch bei hohen Stückzahlen industriell fertigen kann. Vorteil des neuen Verbinders sind erheblich kürzere Montagezeiten für Kunden. Zu den geplanten Investitionen in den kommenden zwei Jahren in Höhe von rund sieben Millionen Euro gehört auch die Anschaffung einer zweiten Maschine für die industrielle Verbindungstechnik.

Der enorme Spanplattendurchsatz schlägt sich auch in der Logistik bei Formaplan nieder. Rund 350 Lkw steuern pro Woche das Unternehmen an, um Rohwaren zu liefern und fertige Produkte abzuholen. Mit Blick auf diesen Verkehr liebäugelt Henrichsmeyer mit einer Reaktivierung des betriebseigenen Gleisanschlusses. „Das würden wir gerne machen, denn der Großteil der Spanplatten stammt aus Osteuropa. Ein Transport mit der Bahn würde sowohl die Verkehrsbelastung in Hövelhof als auch die Klimabelastung senken. „Bis 2030 müssen wir klimaneutral produzieren“, sagt Henrichsmeyer und verweist auf eine entsprechende Ikea-Vorgabe. Ein Helfer dabei ist auch das moderne Heizkraftwerk vor Ort. Trotz der positiven Umsatzentwicklung ist es mit Hilfe dieser Anlage gelungen, den Kohlendioxidausstoß deutlich zu reduzieren. Bürgermeister Michael Berens und Wirtschaftsförderer Thomas Westhof versprechen Henrichsmeyer, das Unternehmen beim Kontakt mit der Bahn zu unterstützen.

Ende 2020 hat das Unternehmen auch den sanften Ausstieg aus der Möbelherstellung besiegelt. Die hochwertigen Schlafzimmer, die Geha einst produzierte, sind Vergangenheit. „Unter einem Dach Möbel herzustellen und Zulieferteile zu fertigen, klappt nicht“, sagt der Firmenchef. Der eingeschlagene Weg habe sich inzwischen als richtig erwiesen und sei nahezu personalneutral abgelaufen. Nahezu alle der früheren Geha-Mitarbeiter arbeiten heute bei Formaplan. Sieben ehemalige Mitarbeiter sind mittlerweile für einen anderen Möbelhersteller tätig. Und die Geha-Entwürfe werden heute bei Interlübke für die Möbelvertriebsgesellschaft Collection C in Weimar gefertigt. Deren Geschäftsführer Ralf Hentschel war früher als Vertriebsleiter bei den Geha-Möbelwerken tätig.

Bislang ist Formaplan gut durch die Pandemie gekommen. Nur wenige Wochen in 2020 ruhte die Produktion komplett. Bereits im Frühjahr wurden Wartungen und Urlaube soweit wie möglich vorgezogen. Ab Sommer ging es dann im Dreischicht-Betrieb wieder los. Nur gelegentlich gab es Probleme bei der Materialverfügbarkeit.

Im Betrieb selbst gilt ein striktes Corona-Regime. Natürlich blieb auch Formaplan von einzelnen Erkrankungen und Quarantänemaßnahmen nicht verschont, aber es gab keine Massenausbrüche. Inzwischen hat das Unternehmen ein eigenes Testzentrum eingerichtet, in dem die Mitarbeiter zweimal pro Woche getestet werden. „Und wir möchten gerne noch weiter gehen“, sagt Henrichsmeyer und fügt hinzu, dass Formaplan seinen Mitarbeitern gerne auch im Betrieb die Chance einer Impfung geben möchte. Platz genug für ein betriebliches Impfzentrum ist an der Gehastraße reichlich vorhanden, zu diesem Thema wolle man zeitnah entsprechende Gespräche aufnehmen.